| |
In einem dramatischen Appell hat sich der Papst an die Weltgemeinschaft gewandt und in einer
Rede an das Diplomatische Korps alle Staaten aufgerufen, einen Krieg im Irak abzuwenden. „Ein
Krieg ist immer eine Niederlage der Menschheit“ (Johannes Paul II.). Die deutschen Bischöfe
haben sich geschlossen hinter die dringende Bitte des Papstes gestellt und „alle
Verantwortlichen aufgefordert, das in ihrer Macht stehende zu tun, einen Krieg im Irak zu
verhindern.“ Der Druck auf das Regime, das mit Massenvernichtungswaffen die Weltgemeinschaft
bedroht, muss bleiben. Aber nach allen vorliegenden Erkenntnissen ist ein „vorbeugender Krieg“
nicht gerechtfertigt und steht im Widerspruch zum Völkerrecht.
Leider ist zu befürchten, dass es Menschen gibt, die aus purer Sensationslust einen
Präventivkrieg gegen diesen verbrecherischen Diktator insgeheim ersehnen. Ein Krieg, den sie
gefahrlos vor einem Fernsehgerät verfolgen könnten, würde ihre Gier nach gesteigertem
Nervenkitzel befriedigen. Manche Zuschauer würden in zynischer Selbstzufriedenheit die
Bombenangriffe bewerten und sich über die militärische Überlegenheit des Westens freuen.
Solche sensationslüsternen Menschen haben vielleicht nie erlebt oder wieder vergessen, was
ihre Landsleute im 2. Weltkrieg im Luftschutzkeller durchleiden mussten. Ich erinnere mich
noch sehr genau an das Dröhnen und Donnern der über unseren Köpfen abgeworfenen Bomben,
die in nächster Nähe einschlugen und 10 bis 20 Meter breite Trichter gerissen haben. Die
Menschen in den Kellern haben geschrieen und sich auf den Boden geworfen, um in ihrer Todesangst Schutz
zu finden. Genauso würde es heute den Bewohnern im Irak ergehen, die den Raketen und Bomben der
Amerikaner ausgesetzt wären. Bei jedem Bombardement, mit dem heute die Kriege beginnen, werden
unschuldige Menschen, Frauen und Kinder unter unbeschreiblichen Ängsten und Qualen unter den
Trümmern der einstürzenden Häuser begraben. Selbst bei großer Zielgenauigkeit der
Bomben und Raketen kann niemand vorhersehen, wie viele unschuldige Menschen sich in den ausgewählten
Objekten befinden und wie viele - vielleicht Regimegegner - als lebendige Schutzschilder eingesetzt
werden. Große Teile der Bevölkerung sind mit ihrem Diktator und Regime nicht einverstanden;
aber Bombenangriffe treiben sie in die Arme ihrer Führer. Der Hass der Fundamentalisten könnte
den Terror in viele Länder der Erde tragen und das Leid auf vielfache Weise steigern.
Hunderttausende müssten fliehen und in elenden Flüchtlingslagern für lange Zeit ihr
Dasein fristen.
Wir katholischen Christen beten in jeder Eucharistiefeier um den Frieden in der Welt:
„Herr Jesus Christus, schau nicht auf unsere Schuld, sondern auf den Glauben deiner Kirche und
auf die Sehnsucht der Menschen und schenke ihnen allen nach deinem Willen Einheit und
Frieden.“
In diesen Tagen müssen wir das Gebet um den Frieden im Irak verstärken.
Für Samstag, den 22. Februar um 10.30 Uhr haben mehrere gesellschaftliche Gruppen in Minden zu
einem Schweigemarsch für den Frieden und gegen den Irakkrieg aufgerufen. Ich werde an dieser
öffentlichen Demonstration im Sinne des Papstes und der deutschen Bischöfe teilnehmen, um dem
amerikanischen Präsidenten die Haltung auch der Christen in Deutschland vor Augen zu führen.
Es wäre schön, wenn viele katholische Gemeindemitglieder sich anschließen würden.
Ihr
Paul Jakobi
Propst
| | | | |