Dom Minden  
  ARCHIV | PFARRBRIEFE  

Kleine Leute in der Bibel

Pfarrbrief vom 04.10.2002:
Stein gewordenes Gebet nennt ein Buchautor die romanischen Kirchen Burgunds und der Auvergne. Und so findet man am Eingang der großen Kathedralen und auch der kleinen Dorfkirchen in der Regel eine Begrüßungstafel, auf der zunächst ein Willkommensgruß den Besucher empfängt. Neben der Aufzählung und Erklärung der Kunstwerke wird aber auch zum Gebet aufgerufen - und immer enthält eine Hälfte der Tafel die Bitte zum stillen Verweilen und zum Gebet.

Romanik heißt aber auch: Stein gewordene Bibel. In den letzten Wochen durfte ich viele dieser romanischen Kirchen besuchen und vor allem die biblischen Darstellungen in den Kapitellen bewundern. Die großen Gestalten der Bibel sind in erzählender Form dargestellt, aber auch viele Szenen kleiner Randfiguren.

Auch mit kleinen Leuten hat Gott Großes vor. Das haben schon damals die Bildhauer gewusst und zum Beispiel in Saint-Nectaire die Brotvermehrung in Stein gehauen. Hier - wie im Johannesevangelium - ist dem kleinen Jungen ein Denkmal gesetzt. Seine Mutter hatte ihm fünf Brote und zwei Fische eingepackt, damit er den Tag überstehen könne. Und dann macht Jesus aus dem, was der Kleine von zu Hause für sich mitgenommen hat, auf wunderbare Weise Nahrung für viele Tausend, und so bekommt er in der Geschichte Gottes mit den Menschen einen festen Platz. Denn: Auch mit kleinen Leuten hat Gott Großes vor.

Kleine Leute sind jene, die stets am Rande großer Ereignisse stehen. Kleine Leute sind jene - wie die meisten von uns - die keine Hauptrolle zu spielen haben. Aber auch in den Nebenrollen wirkt der Gott der Geschichte und treibt mit den Randfiguren seinen Plan voran. Die Bibel ist voll von solchen "kleinen Leuten". Man muss sie nur entdecken. In einem Faltblatt der französischen Diözesen fand ich den Titel: "Die kleine Schule der Bibel - wie spricht Gott zu mir?" Das können wir auch auf den Bibelkursus dieses Winters anwenden: "Kleine Leute in der Bibel" soll das Thema sein.

Wir werden Onesimus kennen lernen, den Sklaven und Ausreißer aus Kolossae, Eutychus, der aus dem Fenster fällt, Priszilla und Aquila, ein Ehepaar im Dienste des Paulus und viele andere "kleine Leute", die in den Augen der Welt nicht viel zählen, aber in den Augen Gottes kostbar sind.

Ich lade Sie herzlich ein, an diesem Bibelkursus teilzunehmen, der am Montag, den 14. Oktober um 19.30 Uhr im Haus am Dom beginnt und dann vierzehntägig fortgesetzt wird.
 
Ihre

Gisela Ahlemeyer

zurück