Dom Minden  
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Renovabis - das Antlitz der Welt und der Kirche erneuern

Pfarrbrief vom 12.05.2002:
Nach dem Fall der Mauer öffneten sich die Grenzen nach Osten. Die Kirche in Deutschland, die sich zwischen West und Ost in einer Brückenfunktion befindet, sah es als ihre Aufgabe an, die seit der russischen Revolution unterdrückte und ruinierte Kirche in Russland und in den Nachbarländern zu unterstützen und ihr beim Aufbau zu helfen. So wurde vor acht Jahren das Werk RENOVABIS gegründet. Das Wort stammt aus dem Alten Testament und heißt im Kontext und in der Übersetzung: "Du sendest deinen Geist aus und wirst das Antlitz der Erde erneuern" (Ps 104, 30). Jesus Christus hat mit seiner Himmelfahrt an seiner Stelle den Heiligen Geist gesandt und durch ihn den Christen Halt, Wegweisung und Leben geschenkt. Die Kirche setzt ihre Hoffnung, das Antlitz der Erde erneuern zu können, auf das Wirken des Heiligen Geistes.

Am nächsten Sonntag, dem Pfingstfest, tritt das Werk RENOVABIS wieder an uns heran und bittet um eine großzügige Unterstützung für den Aufbau der Kirche in den östlichen Ländern Europas. Der Geist Gottes wirkt nie am Menschen vorbei; immer will er Menschen durch Menschen retten. Er bewegt sie in ihrem Herzen, öffnet ihren Sinn für Nöte in der Welt, sprengt ihr kleinliches Denken, zeigt ihnen den Wert des Teilens für eine friedliche Welt und belehrt sie, dass auf dem Schenken Segen liegt. Die Dom- und St. Mauritiusgemeinde hat sich in den vergangenen Jahren als eine Gemeinde erwiesen, die immer über ihren Domturm hinaus in die weite Welt geschaut hat. Nicht nur für das Werk RENOVABIS haben die Gemeindemitglieder fleißig gespendet, sondern auch für MISEREOR, ADVENIAT, MISSIO und in den vielen Intentionen, die uns fast an jedem zweiten Sonntag für die Kollekte vorgegeben werden. Daneben sind andere Projekte durch persönliche Initiativen von Gemeindemitgliedern entstanden, wie der Brunnenbau in Malawi oder der Häuserbau in Sri Lanka. Immer war unsere Gemeinde bereit, für die Armen in der Welt zu geben und dadurch das Antlitz der Erde ein wenig zu erneuern. Wir brauchen uns in unserer Spendenfreudigkeit nicht zu verstecken. In den letzten Jahrzehnten sind aus der Dom- und St. Mauritiusgemeinde einige Millionen DM zur Beseitigung von Armut und Not in die Dritte Welt geflossen. Bei diesen Geldern sind noch nicht die Initiativen für Obdachlose (Wärmestube) oder für die Armen in der Gemeinde (Caritas) mitgezählt.

Wer so für andere opfert, der darf auch an sein eigenes Haus und an die "Erneuerung des Domes" denken. Pfingstmontag wird die Goldene Tafel eingeweiht; sie ist die Nachbildung eines wunderschönen mittelalterlichen Flügelaltars, der einige Jahrhunderte lang den Besuchern des Domes als Zeichen der Vollendung des Menschen vor Augen stand. Die Finanzierung der neuen Goldenen Tafel hat der Dombau-Verein Minden übernommen, der 1948 nach der Zerstörung des Domes gegründet wurde und sich die Wiederherstellung im alten Zustand zum Ziel gesetzt hat. Groschen für Groschen und Mark für Mark wurden zu diesem Zweck gesammelt. Dieses Geld darf nur für den Dom verwandt werden. Die Intention der Spender und die Bestimmungen der Satzung schreiben diesen Verwendungszweck streng vor. Die mittelalterliche Kirche war daran interessiert, für Gott das Beste bereitzustellen. Sie fragte nicht zuerst nach dem Geld, sondern nach der Schönheit des Himmels, die sie den Menschen - etwa in diesem Flügelaltar - nahe bringen wollte.

So müssen wir als Gemeinde Jesu Christi auf beides achten: Auf den Dienst an den Menschen und auf die Verherrlichung Gottes. Wenn die Balance stimmt, sind wir auf dem richtigen Weg.
 
Ihr

Paul Jakobi
Propst

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