Dom Minden  
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Pfarrbrief vom 23.04.2002:
Wissenschaftlich ist es noch nicht nachgewiesen, ob für die katastrophalen Überschwemmungen in Dresden, Prag, Passau und vielen anderen Städten und Dörfern in den neuen Bundesländern die Ursache im brutalen Eingriff der Menschen in die Natur zu suchen ist. Viele Fachleute sind davon überzeugt, dass die Natur zurückschlägt und der Welt gebietet, sensibler mit ihr umzugehen und sie nicht auszubeuten. Andere sagen, Überschwemmungen hat es in der Geschichte immer wieder gegeben. Auch die Stadt Minden könnte ein Lied davon singen; wahrscheinlich hat die Außenkrypta des Domes nie richtig genutzt werden können, weil die Weser im Mittelalter ständig über die Ufer getreten ist.

Hinter dieser aktuellen Frage steht eine tiefere, die die Umweltexperten aller Staaten mit unterschiedlichem Ernst auch auf dem kommenden Klimagipfel in Johannesburg Ende dieses Monats wieder beschäftigen wird. Sind die Überschwemmungen, die wir gegenwärtig in Mittel- und Osteuropa erleben, Vorboten eines Klimawandels oder gar einer Naturkatastrophe, auf die die Welt zusteuert? Was uns nachdenklich macht ist die Geschwindigkeit der Veränderungen, die sich früher in Jahrhunderten vollzogen haben. Das Wegtauen von Gletschern ist mit Augen zu verfolgen; globale Temperaturerhöhungen sind unübersehbar. Ob Zusammenhänge bestehen oder nicht - eines ist sicher: die Bewahrung der Schöpfung wird künftig zu einem wichtigeren Thema für die Zukunft der Menschheit werden.

Die verheerenden Überflutungen, über die in diesen Tagen pausenlos berichtet wurde und die unser Herz zerreißen, sollten nicht nur in eine theoretische Diskussion drängen, sondern uns zu konkretem Handeln anregen. Was ist nach der Ruinierung der Städte durch das DDR-Regime in den letzten 10 Jahren aufgrund einer gigantischen Aufbauleistung alles neu geschaffen worden! Viele westliche Besucher in Dresden und Prag und anderen ostdeutschen Orten haben sich von der Pracht dieser Städte gefangen nehmen lassen. Durch die Überflutungen und die riesigen Schlammmassen sind viele Restaurierungsbemühungen, wertvollste Kulturgüter und Kunstdenkmäler wieder zerstört worden. Die finanziellen Auswirkungen gehen in zweistellige Milliardenhöhe. Wiederum trifft es in Deutschland eine Bevölkerung, die lange genug gelitten hat.

Schlimmer noch sind die Toten, die in den Fluten umgekommen sind. Aber auch die Menschen, die zu Hunderttausenden evakuiert werden und die Kranken und Intensivpatienten, die per Flugzeug in Sicherheit gebracht werden mussten, sind die Leidtragenden. Wenn sie zurückkehren, finden sie eingestürzte Häuser, verschlammte Wohnungen, ruinierte Felder und unbeschreibliches Chaos vor. Viele Bewohner dieser Städte müssen wiederum ganz von vorne beginnen.

Als christliche Gemeinde können wir nicht abseits stehen. Jeder von uns ist gefordert, tief in die Tasche zu greifen und Solidarität zu zeigen. Die meisten von uns können nicht in die Katastrophengebiete reisen, um persönlich Hand anzulegen. Viele Betroffene helfen sich gegenseitig; Bundeswehr, technisches Hilfswerk, caritative Verbände und Organisationen stehen ihnen zur Seite. Die Welle der Hilfsbereitschaft ist bewundernswert. Auch wir sollten uns einschalten. Not ist da, wo sie uns vor sie Füße rollt. Wir können nicht überall helfen. Aber diese Katastrophe rückt uns auf den Leib; wir könnten zeigen, dass wir Bewohner im Westen für die in Not versinkenden Menschen im Osten ein Herz haben. Wir möchten durch unsere Solidarität das "Klima" zwischen Ost und West verbessern. Darum soll die Kollekte in allen heiligen Messen den Geschädigten der Flutkatastrophe zugute kommen. Wir bitten um ein spürbares Opfer!
 
Ihr

Paul Jakobi
Propst
 
Für diejenigen, die ihre Spende direkt einer Hilfsorganisation überweisen möchten, geben wir eine Anschrift an:

Caritas International, Stichwort: Hochwasser Deutschland, Bank für Sozialwirtschaft, BLZ 660 205 00, Konto-Nr. 202

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